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Wegwerfmode mit geheimer Botschaft

Rebecca Gallagher mit ihrem Kleid von Primark

Es gibt kaum einen, der eine Primarkfiliale betritt und sie nicht mit voll gestopften Tüten wieder verlässt. Der Grund dafür ist offensichtlich. Hier gibt es hippe Mode zu kleinsten Preisen. Das klingt auf den ersten Blick natürlich durchaus verlockend. Doch wenn wir mal ehrlich sind, weiß insgeheim jeder, dass das so nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Wenn ein T-Shirt schlappe 3 Euro kostet, kann man sich ausrechnen, wie viel Lohn am Ende der Produktionskette für den Näher oder die Näherin herausspringt und unter welchen Bedingungen diese Arbeit meist in China oder Bangladesh von Statten gehen muss. Doch dieser Gedanke wird erfolgreich beiseite geschoben, solange der Konsum von Mode immer weiter gesteigert werden kann. Mode als tägliches Konsumgut scheint möglich und erwünscht zu sein. (ZDF-Doku „Mode zum Wegwerfen„) Als dann im April 2013 eine Textilfabrik in Bangladesh einstürzte und dabei über 1000 Menschen zu Tode kamen, stand das britische Modeunternehmen hart in der Kritik. Auch Primark hatte dort produzieren lassen.

Was jetzt mehrere Kundinnen in Großbritannien entdeckt haben wollen, bringt genau diese Diskussion wieder in Gang. In diversen Kleidungsstücken der Modekette befanden sich angeblich anonyme Botschaften von FabrikarbeiterInnen, worauf diese die unmenschlichen Arbeitsbedingungen beklagen, unter denen sie tagtäglich arbeiten müssen. Auf dem Etikett, das sich in dem Kleid der Waliserin Rebecca Gallagher befand, stand: „Forced to work exhausting hours“.

Unter dem Deckmantel der Unwissenheit und der Anonymität mögen sicherlich viele bislang ihr schlechtes Gewissen begraben haben. Und so lange bei uns kein wahrliches Bewusstsein für Konsum und die damit verbundenen Kosten vorhanden ist, bleibt diese Art der Ausbeutung weiterhin möglich. Doch durch die neuesten Ereignisse wird nun genau an dieser Schraube gedreht.
Es ist noch nicht klar, ob diese Etikette tatsächlich von betroffenen ArbeiterInnen in die Kleidung eingenäht wurden oder ob es sich vielleicht gar um einen PR-Coup oder Ähnliches handelt. Das Unternehmen Primark versichert auf diversen sozialen Kanälen, der Sache in jedem Fall auf den Grund zu gehen. In meinen Augen ist dies jedoch im Moment gar nicht der entscheidende Punkt. Denn, egal ob echt oder nicht, die Aufmerksamkeit der Medien ist geweckt. Das Thema ist wieder auf dem Tisch. Und auf einmal scheinen die Arbeiter aus den unzähligen Fabriken nicht am anderen Ende der Welt zu sein, sondern mit ihrer Stimme im eigenen Schrank zu hängen. Die Hoffnung besteht, dass den Menschen bewusst wird, wie hoch der Preis des westlichen Konsums tatsächlich ist. Und sie in naher Zukunft bereit sein werden, ihn auch zu zahlen.

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