Kultur, Lesen

29 Hörbücher auf Spotify

29 Hörbücher? Jap, richtig gelesen. Viele habe ich bereits gehört. Einige wenige sogar mehrmals. Manche möchte ich unbedingt noch hören. Andere habe ich noch nicht gehört, aber gelesen. Und fand sie so gut, dass ich sie mir nochmal vorlesen lassen möchte.
Wie schön Hörbücher sind, muss ich euch bestimmt nicht erklären. Und auch nicht, dass man ihnen ganz wunderbar beim Spülen, Radfahren oder Häkeln lauschen kann, richtig? In Anbetracht der aktuellen Lage ist es sogar eine ganz besondere Empfehlung (#stayhome). Schließlich kann man Hörbücher ganz wunderbar gemütlich Zuhause anhören. Lasst euch inspirieren und versucht, der aufkommenden Langeweile und Tristess keine Chance zu geben! Ich versuche es auch und wage dabei zu behaupten, dass hier für jeden und jedwede Gefühlslage etwas dabei ist.

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Kultur, Kunst, Lesen, Musik

HERBST // Empfehlungen fürs gemütliche Zuhausebleiben

Wenn es einen unumstrittenen Vorteil dieser leider meist nasskalten Jahreszeit gibt, dann den, dass man wieder mehr drinnnen machen kann. Und zwar guten Gewissens. Somit gibt es an dieser Stelle drei heiße Empfehlungen fürs gemütliche Zuhausebleiben sowie einen Indoor-Programmpunkt für alle Kölner und Umländer. Also, Wasser für Tee aufgesetzt und los geht das… Weiterlesen

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Kultur

Lesetipp / "Unter Wasser atmen" von Julie Orringer

Im Grunde halte ich nicht viel von Vorsätzen fürs neue Jahr. Oder sagen wir es so: Ich bin der Meinung, dass, wenn man etwas an seinen Gewohnheiten ändern möchte, man nicht zwangsläufig einen Jahreswechsel dafür braucht. Aber gut. Ein Vorhaben habe ich dennoch, welches ich mir immer wieder auf den Schirm rufe: Mehr zu lesen. Der Stapel an zu lesenden Büchern auf meinem Nachttisch wird nämlich gefühlt jeden Tag höher und überhaupt: Lesen ist Futter für die Seele.

Leider wird meist zuerst an der Lesezeit gespart, wenn besagte knapp wird. Aber dieser eingeschlichenen Sitte sage ich jetzt den Kampf an. Den ersten Etappensieg konnte ich schon für mich einstreichen, denn ein Buch habe ich in diesem frischen Jahr 2016 schon geschafft und ist eine absolute Herzensempfehlung: Unter Wasser atmen von Julie Orringer. Eine hübsche Kurzgeschichtensammlung über starke Mädchen und jungen Frauen, die alle an den Punkt im Leben geraten, an dem man unweigerlich gezwungen wird, ein Stück weit erwachsen zu werden. 
Dieser Moment kommt plötzlich, ohne Vorwarnung. Und mit solcher Kraft, dass er alles Dagewesene für immer verändert. Die kurzweiligen Erzählungen der amerikanischen Autorin handeln von Ängsten, Sehnsüchten, Problemen, Kämpfen und schier gewaltigen Hürden, die unbezwingbar scheinen. Jeder kennt dieses Gefühl der vermeintlichen Ausweglosigkeit wohl auf seine Weise. Doch so wenig heiter, nahezu düster und beiläufig grausam die Geschichten auch im ersten Moment sind, bleibt am Ende Hoffnung. Denn dieses Buch lehrt einen, dass das scheinbar Unmögliche möglich ist: Unter Wasser zu atmen!
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Kultur

Kolumne / Die Sache mit dem Alter(n)

Ich steige die Sprossen der Leiter hinauf und recke meinen Körper der Gardinenstange entgegen. Die Vorhänge sollten noch einmal gewaschen werden, bevor ich sie beim Schneider zum Kürzen abgeben kann. Und genau dort oben, zwischen Zimmerdecke und staubiger Gardine, kommt mir ein Gedanke.

Woran merkt man, dass man erwachsen(er) geworden ist? Vielleicht daran, dass man samstags in den Baumarkt fährt, um sich eine Leiter zu kaufen, mittels derer man Zuhause seine Vorhänge zum Waschen abnehmen kann. Klingt schlüssig. Und damit nicht genug. Als ich mir dieses Umstands samt seiner Gewichtigkeit bewusst werde, fallen mir weitere Beispiele ein, die unumstritten davon Zeugnis ablegen, dass ich nicht nur älter, sondern ganz offensichtlich erwachsen(er) geworden bin.

Mit Freunden trifft man sich nicht mehr so leicht spontan auf ein Bier oder Glas Wein. Soziale Kontakte wollen zwar gepflegt werden, aber nicht ohne Planung von langer Hand. Zu umfassend und omnipräsent sind alltägliche Verpflichtungen geworden und die „freie“ Zeit ziemlich durchgetaktet.

„Wie sieht es bei Dir kommende Woche aus?“
„Nee, nächste Woche ist leider schlecht. Was ist mit der Woche darauf?“
„Da ist’s bei mir ganz eng…“ Puh!

Was uns direkt zum nächsten Punkt bringt. Nämlich dem Ausgehen an und für sich. Das waren noch Zeiten, als man ohne Umschweife das ganze Wochenende um die Häuser zog und ohne Schwierigkeiten jeder alkoholischen Mixtur die Stirn bot. Vorbei. Und heute? „Sollen wir ausgehen oder lieber gemütlich die Beine hochlegen?“ Ich kann nicht sagen, wie oft ich schon der Theke die Couch vorgezogen habe. Hauptsächlich aus Angst vor dem drohenden Kater. Jawohl. Denn der ist schon seit Längerem bedauerlicherweise eine ziemlich ernsthafte Liaison mit der durchzechten Nacht an und für sich eingegangen. Und in diesem Leben trennen sich diese beiden wohl nicht mehr. Zumindest nicht in meinem. Auch wenn sich ihre Wege kurzzeitig trennen, sind sie am Ende des Tages wie Elisabeth Taylor und Richard Burton. Sie finden, trotz temporärer Trennung, immer wieder zusammen. Und dann geht bei mir nichts mehr, außer mit Tiefkühlpizza und Fanta ab auf die Couch Tierdokus gucken. Wenn ich freitags Abend feuchtfröhlich unterwegs war, fange ich frühestens Sonnntagmittag an, mich zu erholen. Und da die freie Zeit am Wochenende immer kostbarer wird, muss hart abgewogen werden.

Was uns wiederum zum nächsten Punkt bringt. Nämlich der Sache mit dem Sofa aka finanzielle Investitionen. Man gibt sein Geld nun nicht mehr für Interrail-Reisen aus, sondern investiert in große Möbelstücke. Seit mehreren Wochen warte ich schon auf mein neues Sofa, bzw. auf UNSER Sofa. Ja, genau. Denn das ist ein weiterer Punkt. Man fängt „plötzlich“ an, gemeinsam Geld auszugeben. Viele von Euch mögen sich jetzt an den Kopf fassen und dies als Firlefanz abtun, und ich möchte hier unbedingt keinen falsches Eindruck erwecken. Ich finde das grundsätzlich großartig. Aber ein neuer wesentlicher Schritt, der hier Erwähnung finden soll, ist und bleibt es trotzdem.

Es ist nur allzu verständlich, dass es bei dieser Thematik zwangsläufig zur Irritation kommt, wenn zwar äußerlich diese Veränderungen stattfinden und diese auch aufrichtig gelebt werden. Man aber innerlich gefühlt im Alter von 25 Jahren stehen geblieben ist. Ganz nach dem Motto: Hier wird gestreikt. Entwicklung bis auf Weiteres eingestellt. Wir fordern bessere Konditionen, sonst tut sich hier gar nichts.

Doch trotz all dieser Vorkommnisse und vermeintlichen Differenzen zwischen äußerer und innerer Wahrnehmung stellt sich die Frage: Ist es denn sooo schlimm, älter zu werden? Ist nicht immer die beste Zeit, die wir haben, genau JETZT? Mit all ihren Eigenheiten und vielleicht auch ungewohnten Merkwürdigkeiten? Sicherlich wird es immer und immer wieder passieren, dass man schwermütig und ein Stück weit melancholisch wird, wenn man in den Erinnerungen der vergangenen Zeiten schwelgt. Aber das gehört genauso dazu, wie das Weitergehen. Ich muss nicht mehr jedes Wochenende auf die Rolle gehen. Gott sei Dank. Wichtig ist, dass man nicht aufhört, sich mit seinen Freunden zu treffen. So oft es eben geht. Und wenn es nur einmal im Monat klappt. Es ist nur allzu natürlich und gleichzeitig großartig, dass sich das Leben stetig entwickelt, dass es einem immer neue Herausforderungen stellt. Und das es immer weiter geht.

Zudem hat das Älterwerden unschlagbarer Vorteile. Man wird gelassener und nimmt viele Dinge nicht mehr unnötig wichtig. Denn, wenn es eines gibt, was ich im Laufe der Zeit kapiert habe, dann das: Es geht nicht darum, die Dinge auf Teufel komm raus (ver)ändern zu wollen, sondern sie so zu akzeptieren, wie sie sind. Auch das Alter(n).

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Kultur

Kolumne / Veränderungen

Veränderungen sind wichtig. Veränderungen sind notwendig. Ja, ohne Veränderungen wäre das Leben nicht das, was es ist. Und doch sind Veränderungen oft schwer zu ertragen.

Oftmals ist es so, dass, wenn man Veränderungen auf sich zukommen sieht, und ich möchte hier das Kind deutlich beim Namen nennen, man es mit der Angst zu tun bekommt. So ergeht es mir auf jeden Fall häufig. Und dabei mache ich im Grunde keinen Unterschied zwischen guter oder schlechter Veränderung, denn zum Zeitpunkt des Geschehens kann man das nur sehr selten absehen. Angst ist ein wirklich unschönes Gefühl. Angst lässt einen erstarren. Angst raubt einem den klaren Verstand und man beginnt, unüberlegte Dinge zu tun. Angst fühlt sich erst dann wieder gut an, wenn man sie überstanden hat. Und dann ist sie keine mehr.

Schlimme Veränderungen sind (für mich) vor allem, wenn Freundschaften in die Brüche gehen. Letztens habe ich gelesen, eine Freundschaft sei wie ein Liebe. Sie kann zu Ende gehen. Ich dachte gleich, dass ich das so nicht unterschreiben würde. Freundschaft ist doch das, was am Ende bleibt!? Das haben wir schon bei Sex and the City gelernt. Und auch in vielen platten wie vorhersehbaren (Frauen)Filmen ist genau das der Plot. Ein Mädel verknallt sich Hals über Kopf in den falschen Typen, was sie natürlich zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß. Merkt aber dann im Laufe der Zeit, dass es in die Hose geht und kann am Ende nur mit der Hilfe ihre besten Freundin darüber hinweg kommen. Dumm schaut bei dieser Gleichung nur der aus der Wäsche, der keine hat.

Als ich dann aber anfing, mehr über das Liebe = Freundschafts-Ding nachzudenke, fielen mir (leider) immer mehr Beispiele ein, die diese Art „Faustregel“ zu bestärken schienen. Und mir wird klar, dass ich sie nicht unterschreiben möchte. Lieben zerbrechen, gehen auseinander oder verloren, das weiß jedes Kind. Freundinnen bleiben für immer. Diese, die Dir bei Liebeskummer Tee kochen oder mit einer Flasche Wodka vorbei kommen und Dir im Anschluss die Haar beim Kotzen halten. Und genau das wollte ich immer glauben.

Wie passiert es, dass Freundschaften kaputt gehen? Darauf gibt es keine allgemeingültige Antwort. Aber es passiert. Bei einer misslungenen Partnerschaft gibt es immerhin den Moment des Schlussmachens. So funktioniert es bei Freundschaften in der Regel eher nicht. Oft ist es ein schleichender Prozess, bei dem man ganz allmählich und sachte auseinander drifftet. Und am Ende hat man sich nicht mehr viel zu sagen. Oder der Gram dem anderen gegenüber hat sich innerlich so verhärtet, dass es schwer bis unmöglich ist, von seiner Postion abzurücken.

Veränderungen passieren. Oft, ohne dass wir sie wollen oder gar aufhalten können.

Es mag hart und abgeklärt klingen, aber es ist wohl wahrscheinlicher, eine neue Partnerschaft als eine neue beste Freundin zu finden. Mit der einen eben alles verbindet, auch die vielen gemeinsamen Jahre, vielleicht sogar Kinderjahre. Das lässt sich nicht einfach so nachholen.

Was ich für mich entschieden habe, ist, dass es sinnlos ist, sich auf ewig Vorwürfe zu machen. Sicher, man hat seine eigenen Fehler gemacht, die man sich eingestehen sollte. Denn auch hier, wie in der Liebe, gehören immer zwei dazu. Aber irgendwann ist es genug. Irgendwann sollte man weitergehen. Denn man selbst hat sich verändert, ist stärker geworden.

Sieht so meine „Lösung“ aus?

Eine richtige Lösung habe ich nicht. Außer dieser, dass Veränderungen (fast immer) gut sind. Manchmal dauert es eben länger, bis man erkennt, wofür. Und wenn es für den Umstand ist, dass so Platz für neue Menschen in Deinem Leben ensteht. Ein Gedanke, der es für mich, im wahrsten Sinne, erträglich macht und mich auf eine Antwort hoffen lässt. Oder wie der gemeine Kölner zu sagen pflegt: „Et hätt noch immer jot jejange!“

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Kultur

Kolumne / Was mich diesen Monat bewegt…

…sind ein Leben auf der Baustelle und Hochzeitstorten. Klingt nach einer wilden Mischung. Und wie sich am Ende herausstellen sollte, ist es das auch. Aber der Reihe nach.

Was mich diesen Monat am meisten bewegt, liegt klar auf der Hand: das Zusammenziehen mit meinem Herzmenschen! ARgh… das ist mehr als aufregend und bringt bei der Flut an Freude und Glück über den Umstand, dass wir jetzt ein gemeinsames Zuhause haben, in etwas schwächeren Momenten eine gehörige Portion Respekt mit sich. Schließlich ist das ein gewaltiger Schritt. Doch Veränderungen sind super und vor allem wichtig. Weil nichts zermürbender ist, als immer auf der Stelle zu treten. Oder? Und meist wird einem das erst dann bewusst, wenn die Veränderungen bereits ordentlich zugange sind. Aber gut. Ich habe viele, viele Jahre mit einer lieben Freundin zusammen gewohnt, was auch fast immer wunderbar war. Doch am Ende hatten wir uns auseinander gelebt. Dann den Schritt in getrennte Wohnverhältnisse zu tun, fällt schwer. Schließlich hatte man sich im Alltag gerade so bequem eingerichtet. Nun, wo es vollbracht ist, spüre ich, dass es gut tut. Auch weil wir jetzt hoffentlich einfach wieder Freunde sein können und uns nicht mehr mit Mitbewohner-Sorgen herumschlagen müssen.

Beim Zusammenziehen gesellen sich zu Euphorie und Glückseligkeit auch ne Menge Arbeit und Dreck. Gerade dann, wenn man auf einmal von glatten Wänden geradezu besessen ist. Ja, genau. Die gesamte Raufasertapete muss runter. Zum Leid derer, muss ich gestehen, die mir fleißig geholfen haben. Danke nochmal an dieser Stelle. Ihr seid super!

Nach der Raufaser kam dann das nächste Highlight dieses Monats. Ach, was fasel ich hier, des Jahres! Eine meiner liebsten Freundinnen hat geheiratet! Ein großartiges Fest und ne riesen Sache. Und da mir die Ehre zu teil wurde, die Torte backen zu dürfen, begann ich obendrein in all dem Chaos, Biskuitteig und Buttercreme zu rühren. Ich gebe zu, nicht immer ein leichtes Unterfangen. Doch am Ende ist alles geglückt. Wenn man dann aber noch, ganz nebenbei, arbeiten geht, kann es passieren, dass der Körper irgendwann sagt: Jetzt ist ma jut! Gesagt, getan. Und ich war schachmatt.

Dass es hier also im Moment etwas ruhiger zugeht, hat seine wahren Beweggründe. Ich hoffe inständig, ihr seht es mir nach. Mittlerweile lebt es sich auf der Baustelle ganz behaglich. Jeden Tag wird es schöner. Der Dreck verschwindet peu à peu und macht Platz für hübsche Einrichtungsdinge. Seit gestern erst können wir wieder im Stehen duschen. Und es ist herrlich!

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Kultur, Lesen

Lesetipp / "Angezogen" von Barbara Vinken

Museumsbauer sind ganz schön ausgebuffte Schlingel. Das ist bekannt. Denn wie so häufig führte mich mein Weg nach dem Besuch einer Ausstellung, in diesem Fall der Schau Mario Testino: In Your Face in Berlin, direkt durch den Museumsshop. Und wenn man schon mal da ist, kann man natürlich auch ein kleines Ründchen drehen. Aber sicher. Der Zufall wollte es dann natürlich so, dass ich beim Stöbern über das Buch Angezogen von Barbara Vinken stolperte, welches kurzum eingetütet wurde. Schließlich geht es dabei um Mode. Genauer gesagt, um die Kulturgeschichte der Mode. Die Literaturwissenschaftlerin aus München versteht es, die Sprache der Mode zu dechiffrieren und zeigt, dass dieses oft als oberflächlich verschriene Phänomen Tiefgang besitzt.

Dass ich ein Buch mit dem Bleistift in der Hand gelesen habe, um wichtige Stellen unterstreichen oder gegebenenfalls Randnotizen machen zu können, ist ne ganze Weile her. Da bin ich vermutlich noch zur Uni gegangen. Aber das ist ein anderes Thema. Was ich damit sagen will ist, dass Barbara Vinken in ihrem Buch viele lehrreiche Sätze formuliert, die man sich unbedingt merken möchte, da sie Aufschluss über das eigene Modeverhalten geben, welches man im (Mode)Alltag als gegeben annimmt und nicht weiter hinterfragt. Die Professorin mit Lehrstuhl an der Uni München stellt diese Fragen und geht ihnen fundiert auf den Grund. Warum zeigt die Frau von heute so viel Bein? Und warum tragen Frauen gerne hohe Absätze?

Absätze waren ursprünglich Männersache. Sie kommen aus der persischen Kriegsmode und hatten einen ausschließlich funktionalen Sinn. Diese gewährleisteten nämlich, dass der Krieger hoch zu Ross auch dann einen sicheren Stand im Steigbügel hatte, wenn er reitender Weise mit Pfeil und Bogen schießen musste. Von dort aus sind die Absätze an den französischen Hof gewandert, wo sie nach wie vor den Herren der Schöpfung vorbehalten waren. Mit roter Sohle übrigens. Wie heute die berühmten und all zu oft angeschmachteten Louboutins. Und bis dato waren es auch die Männer, die viel Bein zeigten und Strumpfhosen trugen. „Extravagante Kleidung, die ins Auge sticht, war Zeichen von Macht und Privileg.“ Weibliche Mode zeichnete sich durch Schamhaftigkeit aus. Sie sollte den Körper verschleiern und verstecken.

Im Zuge der Französischen Revolution wurde die Mode der Männer dann immer funktionaler. Sie war nicht mehr vordergründig Ausdruck von Individualität, sondern sollte vielmehr zur Eingliederung ins Kollektiv dienen. Und das tut sie bis heute. Stichwort: Anzug. Mode wurde somit zunehmend zum Frauenthema. Ja es geht mittlerweile soweit, dass das Modische und das Weibliche Synonym geworden sind.

Heute inszenieren Frauen ihre Weiblichkeit. Sie zeigen mit Verve und Lust viel Bein, eben genau das, was sie immer verstecken mussten. Durch das Tragen von Absätze wird indirekt das ursprünglich aggressive kriegerische Moment betont und bewusst zur Schau gestellt. Denn im wahrsten Sinne des Wortes hebt es die Person hervor.

Angezogen von Barbara Vinken behandelt das Phänomen Mode tiefgründig, zeitweilig beinahe philosophisch und ist dabei durchweg lehrreich. Eine absolute Leseempfehlung. Ich werde es mit Sicherheit ein weiteres Mal tun.

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Kultur, Kunst

Ausstellungstipp / Der Fotograf Mario Testino in Berlin

Mario Testino ist einer der bekanntesten Modefotografen unserer Zeit. Covershootings für die Vogue gehören zu seinem tagtäglichen Geschäft genau so wie das Ablichten von großen Berühmtheiten wie Lady Diana, The Rolling Stones oder Angelina Jolie. Umso erstaunlicher ist es, dass der Fotograf gerade in Berlin sein Ausstellungsdebüt feiert. Denn der gebürtige Peruaner war in Europa bis dato noch nie in einer Einzelausstellung zu sehen.
Die Schau „Mario Testino: In Your Face„, die zuvor in Boston, Buenos Aires und Sao Paolo gastierte, zeigt in 125 Bildern die gesamte Bandbreite seiner fotografischen Kunst. Sie ist in Berlin im Kulturforum noch bis zum 26. Juli 2015 zu sehen!

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