Dass Modeketten wie H&M und Zara schnelles Geld mit ihren Waren verdienen, ist keine Neuigkeit. Anders hält es sich dagegen mit Designermode. Was im Frühjahr auf den Laufstegen gezeigt wird, hängt in aller Regel erst ein halbes Jahr später im Laden. Denn solange brauchen die Modehäuser, um die Kollektionen in die Produktion und den Vertrieb zu schicken. Genügend Zeit also für Mango & Co., die neusten Designs und Ideen abzukupfern und sie alsbald auf die Stange zu bringen.
Der Designer Jeremy Scott, der seit letztem Jahr Kreativdirektor der italienischen Modefirma Moschino ist, scheint mit den langsam mahlenden Mühlen der Modeindustrie aufräumen zu wollen. Denn, wenn wir mal ehrlich sind, hat doch niemand so wirklich Lust, sechs Monate auf eine Tasche, einen Mantel oder Ähnliches zu warten. Als der Amerikaner dann in diesem Frühjahr in Mailand seine erste Kollektion für die italienische Marke vorführte, gab es am folgenden Tag bereits zehn Teile dieser in allen Moschino-Läden und im hauseigenen Onlineshop zu haben. Eine kleine Revolution, die den Billighändlern in Sachen Tempo durchaus Konkurrenz macht.
In den 80er Jahren war die Marke Moschino vor allem für ihre schweren Goldgürtel bekannt. Seit dem Tod des Firmengründers Franco Moschino im Jahr 1994 geriet sie jedoch zunehmend in Vergessenheit. Die Aufgabe für Jeremy Scott besteht also auch darin, das Label zurück zu bringen. Mit seiner Mode hat der Designer bislang stets polarisiert und das scheinbar Unkombinierbare zusammengetan. Was dabei heraus kam, war vor allem laut und schrill. Und so hält er es auch mit seinen ersten Entwürfen für Moschino.
Neben einem Abendkleid in der Optik eines Beipackzettels und diversen Spongbob-Outfits, verpasst er der Marke ein neues Logo und gestaltet aus nichts Geringerem als dem goldenen M von McDonalds ein neues Moschino-M. Eine vortreffliche Metapher für unsere schnelllebige Zeit und Fast Fashion in bildhafter Form.