Ob es sich hierbei um einen offiziellen Trend handelt, möchte ich gar nicht streng behaupten. Zumal sich das Thema mit den Trends ohnehin zunehmend fragwürdig gestaltet. Langsam aber sicher stellt sich nämlich immer wieder die Frage, was sind überhaupt Trends? Und kann man heute noch (generell) von Trends sprechen? Auch die Journalistin Ruth Schneeberger ging auf der kürzlich zu Ende gegangenen Berliner Fashion Week dieser Frage nach und suchte Antworten bei den Designern. Der Konsens war genau so eindeutig wie negierend und kann wie folgt zusammen gefasst werden: „Trend ist out„. Meiner Meinung nach ist jedoch nicht abzustreiten, dass sich stets Tendenzen erkennen lassen. So groß auch die Abneigungen mancher Modeschöpfer über einem gewissen modischen Konsens sein mögen. Auch Ruth Schneeberger wundert sich, dass sich trotz dieser klaren Antihaltung immer wieder Trends abzeichnen. Wie sollte man sonst den Umstand erklären, dass es bei den Kollektionen der verschiedenen Designer immer wieder zu Überschneidungen kommt hinsichtlich Farben, Details, Stoffen, Schnitten und dergleichen? So entstehen doch (eben diese) Trends, oder nicht?
Nun gut, kommen wir zum eigentlichen Thema: dem Turban! Die Historie des Turban (sowie seine verschiedenen Erscheinungsformen in den Kulturen dieser Welt) ist ebenso lang wie vielseitig und soll an dieser Stelle keineswegs in ihrer Gänze abgehandelt werden. Es sei nur so viel gesagt, dass sein orientalischer Ursprung im alten Persien liegt. Getragen wurden er vornehmlich als Schutz gegen Hitze und Staub. In den westlicheren Breitengraden wurde der Turban spätestens im 17. Jahrhundert bekannt. Denn zu dieser Zeit stand er gerade bei vielen niederländischen Malern immer wieder im Fokus. Man erinnere sich nur an Jan Vermeers „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“. Das im Jahr 1665 entstandene Gemälde zählt zu seinen populärsten, was sicherlich auch mit der modernen Verfilmung von 2004 mit Scarlett Johansson in der Hauptrolle im Zusammenhang steht. Nichts desto trotz ist und bleibt es ein eindringliches, verheißungsvolles sowie ein Geheimnis versprechendes Gemälde, welches durch diese Kommerzialisierung nicht an kunsthistorischer Relevanz eingebüßt hat.
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Jan Vermeer „Das Mädchen mit dem Perlenohrhing“ / Bild via mauritshuis.nl |
Seither wird der Turban in den unterschiedlichsten Formen und Farben getragen. Mal elegant bis glamourös bis hin zu zweckmäßig, um ganz einfach seiner ungestümen Mähne Herr zu werden. Sprich, an Bad Hair Days eine äußerst geeignete Alternative zum Hut oder zum Zuhause bleiben.
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Bilder via Pinterest hier und hier |
Ob es dieser „Trend“, wie wir ihn dieser Tage bei Missoni und Gucci wieder sehen, nun von den Laufstegen auf die Straße schafft, darauf darf man gespannt bleiben. Immerhin gehört eine gewisse Portion Mut dazu, sein in Stoff gewickeltes Haupt so auszuführen. Schön ist es in jedem Fall!
Was sagt ihr zum Turban? Macht ihr mit?
Bilder im Header von links nach rechts: Missoni Spring 2015 / Missoni 2016 / Gucci Cruise 2016